Der TV Solothurn zeigte im Fasnachts-Spiel am Dienstag auswärts in Birsfelden über weite Strecken eine gute Leistung. Zur Überraschung gegen den nun neuen Tabellenführer reichte es jedoch am Ende deutlich nicht. Dies lag vor allem am überragenden gegnerischen Torwart.
Gaudenz Oetterli
Wenn eine Mannschaft 28 Bälle verwirft und lediglich 25 Würfe im Tor unterbringt, war sie dann schwach im Abschluss? Oder war der gegnerische Torhüter schlicht stark? Im Normalfall gibt es zu diesem Thema – je nach Teamzugehörigkeit – zwei Meinungen. Nicht so im Spiel des TV Solothurn gegen den TV Birsfelden. Mit 20 Paraden und einer Abwehrquote von 46 Prozent war TVB-Keeper Leon Hagmann der Matchwinner und machte den Unterschied.
Die Solothurner konnten wie in den letzten drei Spielen ihren Plan in der Offensive wieder umsetzen. Ihr Spiel war geprägt von geschickten Tempowechseln. Mal ging es schnell über die zweite Welle oder nach dem Anspiel, mal gingen es die Gäste ruhig und überlegt an. Auch die Spielzüge funktionierten grösstenteils wie geschmiert und die Ambassadoren erarbeiteten sich viele gute Chancen. Aber ein ums andere Mal war danach bei Leon Hagmann Endstation.
Zuerst Vorteile für Solothurn…
Dabei lief es für eben diesen TVB-Torwart zu Beginn der Partie gar nicht rund. Es war sein Gegenüber im TVS-Gehäuse, Jan Tatarinoff, der glänzte. Nach 14 Minuten hatte dieser bereits einen Penalty und fünf weitere Würfe pariert, und dabei nur sechs Gegentreffer kassiert. Dies ermöglichte seinen Vorderleuten trotz vieler nicht gesicherter Abpraller dennoch eine zwischenzeitliche 6:5-Führung.
Sichtlich unzufrieden stimmte dies das Baselländer Trainergespann, welches schon früh in der Partie die Timeout-Karte zückte. Und es sollte sich lohnen. Ab dieser Auszeit drehte das Spiel zunehmend zugunsten des Favoriten aus Birsfelden. Das Timeout war auch der Startschuss für Leon Hagmann. Der TVB-Keeper, der zu diesem Zeitpunkt auch hätte ausgewechselt werden können mit seiner Paradenquote, erhielt das Vertrauen seines Trainers und dankte es ihm für die verbleibende Spielzeit.
…dann drehte Birsfelden mächtig auf
Doch dies alleine hätte noch nicht gereicht, um dem TVS den Schneid abzukaufen, da auch der Torhüter der Aarestädter gross aufspielte. Den Unterschied, dass das Spiel auf die Seite der Baselländer kippte, legte deren Offensive. Mit vielen und langen Kreuzen der Rückraumspieler rissen die Birsfelder immer grössere Lücken in die Solothurner Deckung. Die Ambassadoren versuchten, diese weiten Wege mitzugehen, was sich als fatal erwies. Entweder waren sie nach mehreren Pässen den berühmten Schritt zu spät und die Gastgeber konnten ohne Block auf das TVS-Gehäuse ballern. Oder dann eröffneten sich am Kreis grosse Lücken. Und mit dem ehemaligen NLA-Spieler Martin Slaninka steht dort bei Birsfelden ein 202 Zentimeter grosser, mit Muskeln bepackter Titan. Mit seinen meterlangen Pranken fängt er jeden Ball und wenn er ihn mal hat, dann fällt meist ein Tor oder er holt einen Penalty heraus.
Ohne Block und bei so vielen freien Würfen aufs Tor konnten auch die TVS-Keeper auf lange Sicht nichts mehr ausrichten. Bis zur Pause zog Birsfelden auf 19:13 davon, nach dem Seitenwechsel erhöhten sie sogar auf 22:14. Das Spiel schien bereits in der 34. Minute entschieden.
Resultat wird der Leistung nicht gerecht
Doch auch die Baselländer agierten nicht über die gesamte Spielzeit so unbestechlich wie in den zwanzig Minuten zuvor. Dies schürte beim TVS noch einmal Hoffnung. Nach drei technischen Fehlern und einem verschossenen Siebenmeter auf Seiten von Birsfelden verkürzten die Aarestädter innert vier Minuten auf 18:22. Kurz darauf hatten diese in Überzahl sogar die Gelegenheit, auf zwei Treffer aufzuschliessen. Aber sowohl die klare Chance mittels Gegenstoss (landete am Pfosten), wie auch ein Wurf auf das leere Tor (abgelenkt und gehalten) endeten nicht mit einem Erfolg. Dies baute wiederum die Einheimischen auf, welche ab diesem Moment den Vorsprung wieder ausbauten.
Mit 33:25 fällt der Sieg des TV Birsfelden am Ende schmeichelhaft hoch aus, wenn man die starke Leistung der Solothurner in Betracht zieht. Aber letztere gingen gegen Ende der Partie logischerweise immer mehr Risiken ein, um möglichst rasch zu Toren zu gelangen, was jedoch zumeist in einem Gegentreffer endete.
Die Meisterschaft geht in die Schlussphase
Schade ist diese Niederlage für den TV Solothurn allemal, aber nicht tragisch. Gegen den NLB-Absteiger, neuen Leader der Erstliga-Gruppe und sehr wahrscheinlichen Wiederaufsteiger muss man nicht gewinnen. Daher sollten sich die Solothurner nicht zu lange mit dieser Niederlage aufhalten.
Die vier kommenden Spiele sind da viel wichtiger, auch wenn sie nicht unbedingt einfacher werden. Zuerst geht es nun gegen den Dritten Lausanne/Cugy, danach gegen den Zweiten WEST Crissier, bevor es in der zweitletzten Runde zum grossen Showdown im Abstiegskampf kommt, gegen Möhlin/Magden. Die Fricktaler liegen mit aktuell zwei Punkten Rückstand auf dem 10. Rang, und somit auf einem Barrage-Platz. Im Direktduell wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit entscheiden, wer weiterhin um den Ligaerhalt zittern muss (Barrage) und wer sicher ist. Bis dahin können sich die Solothurner ohne Druck gegen die zwei Teams aus den Top 3 noch etwas austoben.
Foto: Urs Trösch

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