Eigentlich wollte der TV Solothurn nach dem Sieg gegen Wacker Thun die positive Energie auch gegen den TV Pratteln nutzen. Doch die Baselländer erwiesen sich am Ende als zu stark. Die Ambassadoren konnten zwar in der ersten Halbzeit ordentlich mithalten, die zweite Hälfte misslang vor allem in der Defensive jedoch komplett.
Gaudenz Oetterli
Als die Pausensirene nach 30 Minuten ertönte, lag der TV Solothurn gegen Pratteln bereits im Hintertreffen. Mit 16:19 hielt sich der Rückstand jedoch in Grenzen und viele der Anwesenden waren sich einig: in der zweiten Halbzeit ist noch etwas möglich, vor allem wenn der TVS in der Deckung zulegen kann. Kurz vor der Pause entschied sich TVS-Trainer Andri Tatarinoff, den stärksten Pratteln-Akteur Jorge Paban Lopez mittels Manndeckung an die kurze Leine zu nehmen. Diese Massnahme erwies sich für den Moment als erfolgreich und die Aarestädter kamen nach zwischenzeitlich vier Toren Rückstand auf 15:17 an die Gäste heran. Hätten sich die Solothurner Ende der ersten Hälfte nicht noch zwei technische Fehler und zwei Fehlschüsse geleistet, wäre sogar ein Unentschieden zur Pause drin gelegen.
Zu wenig Einsatz beim Verteidigen
Doch anstatt «Differenz null» war man beim Seitenwechsel nun mit drei Toren in den Miesen. Nicht allzu schön, aber auch nichts, was nicht in der zweiten Hälfte korrigiert werden könnte. Aber zum Leidwesen der Einheimischen konnte der TVS nicht an die Leistung von vor der Pause anknüpfen. Zwei weitere Fehlwürfe später war der Gast aus Pratteln auf fünf Treffer davongezogen (16:21) und die Solothurner mussten erneut viel Kraft investieren, diese Hypothek wieder wettzumachen.
Dazu wäre eine klare Leistungssteigerung in der Abwehr vonnöten gewesen. Doch exakt die Defensive offenbarte in der zweiten Halbzeit eklatante Schwächen. Das Team von Trainer Andri Tatarinoff liess jeglichen Kampfesgeist vermissen und lud Pratteln reihenweise ein, einfache Tore zu erzielen. Sei es nach einem einfachen Kreuzen und anschliessendem Rückraumwurf, nach Abstimmungsproblemen beim Decken des Kreisläufers oder gar ein simpler Lauf auf die Aussenseite des Verteidigers, nichts kriegten die Solothurner gestoppt. Das Spiel glich zunehmend einem Wurftraining für die angereisten Baselländer.
Kanterniederlage trotz guter erster Halbzeit
Wenn man hinten praktisch bei jedem gegnerischen Angriff ein Tor kassiert und keine Bälle erobern kann, dann ist es fast nicht möglich, ein Spiel ausgeglichen zu gestalten. Und es ist de facto unmöglich, zusätzlich noch einen Rückstand wett zu machen. Denn die TVS-Offensive – obwohl insgesamt sehr ansprechend unterwegs – verzeichnete dennoch den ein oder anderen Ballverlust. Die logische Folge davon war, dass der TV Pratteln seinen Vorsprung laufend ausbauen konnte. Nach knapp 45 Minuten lautete das Skore 22:29.
Mit diesem Rückstand hatte der TV Solothurn plötzlich nichts mehr zu verlieren. Es folgten ein paar Minuten, in denen dies zu spüren war und die Gastgeber noch einmal bis auf vier Treffer herankamen. Doch die lustlose Verteidigung erstickte dieses Aufflackern gleich wieder im Keim. Ohne Aufwand erzielten die Pratteler Tor um Tor und liefen zu keinem Zeitpunkt Gefahr, die zwei Punkte noch abzugeben. Im Gegenteil, sie schenkten den Aarestädtern am Ende sogar noch deprimierende 40 Kisten ein und siegten deutlich mit neun Toren Differenz (31:40).
Nächste drei Spiele entscheiden über den Ligaerhalt
Das Team von Trainer Andri Tatarinoff muss diese Niederlage nun im Eilzugstempo abhaken. Natürlich wären zwei Punkte nett gewesen, aber am Ende ist Pratteln nicht das Team, welches es zu schlagen gilt. Ganz anders die nächsten drei Gegner. Der Reihe nach kommen nun nämlich das punktgleiche Visp, das in Reichweite liegende Herzogenbuchsee und das vorletzte Nyon La Côte zu Besuch ins CIS Solothurn. Diese drei Spiele gegen die direkten Konkurrenten in der hinteren Tabellenregion müssen gewonnen werden. Denn jede Niederlage wirkt sich aufgrund der Direktbegegnung doppelt schlecht aus. Und viel Differenz zu einem Abstiegsplatz weisen die Solothurner nicht auf.
Foto: Urs Trösch
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