Revanche im Rückspiel
- tvsolothurn
- 18. März
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Ein Tor betrug am Ende die Differenz zwischen dem TV Solothurn und WEST Crissier. Im Gegensatz zum Hinspiel, in dem die Romands bei gleichem Abstand jubeln konnten, waren im CIS die Solothurner im Freudentaumel. Das 35:34 gegen den Tabellenzweiten war bereits der sechste Sieg in der Rückrunde.
Gaudenz Oetterli
Es gab bisher nur ein Team in der Erstliga, das den TVS sowohl in der Hin- wie auch in der Rückrunde bezwingen konnte, der TV Pratteln. Das zweitplatzierte WEST Crissier hätte die zweite Mannschaft sein können, der dies gelingt. Doch der TV Solothurn hatte etwas dagegen. Wie so oft in der zweiten Saisonhälfte riefen die Ambassadorenstädter eine starke Leistung ab, und dies sogar leicht ersatzgeschwächt.
Die Gastgeber mussten bei der schwierigen Aufgabe gegen die Lausanner nämlich auf ihren Kapitän und Abwehrrecken Martin Beer verzichten, der in der Nacht zuvor zum ersten Mal Vater wurde. Weiter fehlten die beiden Torhüter Jan Tatarinoff und Marco Strähl, der im letzten Spiel gegen Lausanne-Ville/Cugy eine hervorragende Leistung zeigte. Doch auch dieses Handicap sollte die aktuell formstarken Solothurner nicht zurückbinden. Die Defensive erreichte zwar nicht ganz das gewohnte Niveau, doch gerade Taro Diethelm im Kasten, er sprang für die beiden abwesenden Keeper ein, erwischte eine grandiose erste Halbzeit.
Klare Pausenführung für den TV Solothurn
Der frühere NLB-Goalie des TVS parierte gleich den ersten Schuss. Und bis zum Pausenpfiff liess Taro Diethelm gleich noch acht weitere Paraden folgen, darunter einen Siebenmeter. Das Tor, das er aus dem eigenen Sechsmeter-Kreis erzielte, war dabei das Tüpfelchen auf dem «i» seiner guten Leistung. Doch es waren natürlich auch seine Vorderleute, die gegen WEST Crissier für Furore sorgten. Angeführt von einem vor Selbstvertrauen strotzenden Fabrice Wittwer (7 Tore), glänzte vor allem die linke Angriffsseite. Aufbauer Malcolm Reis netzte ebenfalls sieben Mal ein, und der linke Flügel Silas Zeltner skorte sechs Mal.
Entgegen der Klassierung in der Tabelle war es also nicht der Tabellenzweite aus der Romandie, der das Spiel dominierte, sondern der TVS. Nach der schnellen 2:0 Führung gleich zu Beginn hielten die Aarestädter den Gegner lange auf dieser Zweitore-Differenz. Nach zehn Minuten schraubten die Einheimischen ihren Vorsprung auf drei Treffer hinauf, und nach einem Viertel der Partie bereits deren fünf (12:7). Die logische Folge: WEST Crissier gönnte sich schon früh die Auszeit. Zwar konnten die Waadtländer damit das Spiel nicht drehen, aber fürs Erste war der Solothurner Lauf gestoppt und die Romands konnten den Rückstand bis zur Pause halten (19:14).
Solothurn kommt völlig aus der Spur
Man muss sicherlich erwähnen, dass es dem TVS – trotz hervorragender Leistung – entgegen kam, dass die Lausanner an diesem Abend ohne ihren Topskorer Roman Bouilloux angereist sind. Dennoch war es für die Solothurner eine erste Halbzeit nahe am Optimum. Und auch der Start in die zweite Halbzeit sah vielversprechend aus. Nach zwei Toren auf jeder Seite sah es danach aus, dass der Spielverlauf dem der ersten Hälfte gleichen würde.
Doch es sollte anders kommen. Mit der komfortablen Führung im Rücken liessen sich die Mannen von Trainer Andri Tatarinoff dazu hinreissen, teils etwas non-chalant und teils etwas zu hektisch zu agieren. Die Folge waren gleich fünf technische Fehler und drei Fehlwürfe innert sechs Minuten, davon deren zwei in Überzahl. Im Handball geht es manchmal schnell, und diese Phase war der Beweis dafür. Nicht nur war die gesamte Führung in Windeseile verspielt, die Gäste gingen sogar zum ersten Mal überhaupt in der Partie in Führung. Mehr noch: nach knapp 40 gespielten Minuten lag der TVS mit 22:24 im Hintertreffen – in Anbetracht der bisherigen Leistung eigentlich undenkbar.
Das Glück des Tüchtigen
Das Spiel stand in diesem Moment völlig auf der Kippe. Kann sich Solothurn noch einmal fangen oder geht es nach starkem Beginn doch noch unter? Diese bange Frage stellten sich alle der rund 100 Fans in der Halle und die meisten vergruben ihre Köpfe in den Händen. Doch so unerwartet wie sich die Aarestädter in die Probleme hineinmanövrierten, so unverblümt fanden sie auch wieder daraus hinaus. Plötzlich war die Tatarinoff-Truppe mental wieder voll auf der Höhe und leistete sich in den weiteren zwanzig Minuten bis zum Schlusspfiff nur noch mickrige zwei technische Fehler. Es sollte diese Effizienz im Angriff sein, die am Ende den unterschied machte.
Die Schlussphase bot dann noch einmal einige Parallelen zum Hinspiel, als Solothurn damals die Möglichkeit ausliess, mit dem letzten Angriff auszugleichen. Dieses Mal war es genau umgekehrt. Exakt eine Minute vor Ablauf der Zeit erzielte Samuel Hubacher mittels Penalty das 35:34 für den TVS. In der Schlussminute wechselte der Ballbesitz dann noch ganze drei Mal. Die Romands hatten also zwei Versuche, doch noch den Ausgleich zu erzielen. Es sollte ihnen nicht gelingen, das Glückspendel kippte im Rückspiel auf die andere Seite. Und so waren es die Solothurner, die über weitere zwei Punkte jubeln konnten.
Bild: Urs Trösch

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