Es sollte ein Befreiungsschlag werden nach zuletzt zwei deutlichen Niederlagen, das Derby gegen Herzogenbuchsee. Am Ende resultiert für den TVS eine weitere Niederlage, und dies erst noch besonders bitter. Mit dem Schlusspfiff kassieren die Aarestädter den entscheidenden Gegentreffer zum 33:34.
Gaudenz Oetterli
Die letzten 33 Sekunden hatten es in sich und waren der Höhepunkt eines hochspannenden Derbys zwischen zwei Teams auf Augenhöhe. Zuerst vergaben die Gastgeber beim Stand von 33:32 bei eigenem Ballbesitz die Vorentscheidung – Fehlwurf. Dies eröffnete dem TV Solothurn am Ende noch die Möglichkeit, sich nach intensivem Kampf vielleicht noch einen Punkt zu sichern. Langsam wollten die Solothurner ihren Angriff aufbauen. Bloss nicht noch einmal Zeit auf der Uhr lassen, damit Herzogenbuchsee noch einmal angreifen kann. An der Seitenlinie hält Régis Laville den Ball und wird vom Buchser Lukas Siegenthaler hart angegangen. Die beiden Spieler fallen über die Stühle der Ersatzbank und die Schiedsrichter zeigen dem Verteidiger 17 Sekunden vor dem Ende glatt die rote Karte wegen einer Tätlichkeit. Ein solches Vergehen wird in der Schlussphase direkt mit einem Penalty geahndet. Diesen versenkte Martin Beer souverän und es stand unentschieden.
Doch die Buchser steckten nicht auf und rannten nach dem schnellen Anspiel mit Vollgas auf die TVS-Defensive zu. Nun war es Régis Laville, der es mit der Härte übertrieb und drei Sekunden vor dem Ende des Spiels eine Strafe kassierte. Jedoch nur eine Zweiminuten-Strafe, ohne Penalty als direkte Folge. Den fälligen Freiwurf versenkte Zoltàn Darvay vom HVH jedoch mit der Wut im Bauch sauber und unerreichbar im Lattenkreuz. Mit der Schlusssirene war damit die Niederlage der Solothurner besiegelt, während sich die Buchsi-Spieler jubelnd in den Armen lagen.
Offener Schlagabtausch nach Startschwierigkeiten
Die emotionalen und etwas gehässigen Schlusssekunden täuschten am Ende etwas darüber hinweg, dass das Derby zwischen Herzogenbuchsee und Solothurn davor sehr fair, respektvoll und schlicht ein spannendes Handballfest war. Familien mit Kindern, aktive und ehemalige Spieler von Herzogenbuchsee bis Bern, Interessierte, alles traf sich am Sonntagabend zum Derby in der Halle im Mittelholz in Herzogenbuchsee. Und die Handballfans erwarteten aufgrund der letzten Defensivleistungen beider Teams ein Offensivspektakel. Doch sie sollten, zumindest zu Beginn, etwas ganz Anderes zu sehen bekommen.
«Das wird ein klassisches 0:0-Spiel», witzelten bereits einige Zuschauer auf der Tribüne, als Jan Tatarinoff im TVS-Tor in der vierten Minute gleich zwei Bälle entschärfte. Da auch seine eigenen Vorderleute sündigten, fiel ganze fünf Minuten kein einziges Tor. Nach exakt diesen fünf Minuten eröffneten die Solothurner den Torreigen. Bis es die Einheimischen auf die Anzeigetafel schaffen sollten, verging sogar noch wesentlich mehr Zeit. Erst nach 8:38 Minuten erlöste HVH-Eigengewächs Alessandro Lüthi die Heimfans mit dem Treffer zum 1:3.
Nachdem der Knoten auf beiden Seiten geplatzt war, schenkten sich die beiden Teams dann aber nichts mehr. Nun fielen die Tore in bester Herbstmanier wie die Blätter von den Bäumen. Beim munteren Hin und Her hatte dabei immer der TV Solothurn die Nase vorne – zwischenzeitlich sogar mit vier Treffern Vorsprung. Doch das Heimteam steckte nicht auf, kämpfte sich mal um mal wieder heran und konnte den Rückstand zu Pause mit 13:15 überschaubar gestalten. Das hätte mit etwas mehr Konsequenz seitens Solothurn durchaus auch anders aussehen können.
Solothurner Verteidigung fällt völlig auseinander
Wie wenig Vorsprung zwei Tore effektiv sind, zeigte sich nach dem Seitenwechsel. Ein Fehlwurf und ein technischer Fehler des TVS, und nach drei Minuten stand es 16:16-Unentschieden. Ein weiterer technischer Fehler später lagen die Buchser bereits erstmals in Führung. Ab diesem Zeitpunkt war die Partie auf Messers Schneide. Einmal konnten die Aarestädter ein Tor vorlegen, danach waren es wieder die Berner. Fehler gab es praktisch keine mehr, und auch fast keine Fehlwürfe oder Paraden. Die wenigen Fehler, die es noch gab, hatten somit unweigerlich eine grosse Wirkung, denn jede Unsicherheit hätte die Vorentscheidung bedeuten können.
Erschreckend an der zweiten Halbzeit war der katastrophale Leistungseinbruch der TVS-Defensive. Nach 13 Gegentreffern in der ersten Halbzeit, was ein akzeptables Mass an Gegentoren bedeutet, kassierten die Solothurner gleich deren 21 in der zweiten Hälfte. Teils spielten die Buchser fünf Mal hintereinander die genau gleiche Auslösung und fanden ebenso viele Male den erfolgreichen Abschluss. So viele Gegentore kann auch eine gut geölte Angriffsmaschine nicht einfach so kompensieren. Am Ende kam es, wie eingangs geschildert, für die TVS-Jungs dann knüppeldick und auf die bitterste Art und Weise.
Foto: Urs Trösch
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